Von der Kartoffel zum Kleister

In fast jedem Kochbuch findet sich ein Kapitel zu Kartoffelgerichten. Kartoffeln sind vor allem bei uns ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Eine weitere große Bedeutung kommt ihnen in der Industrie zu . Die Textil-, Papier- und Klebstoffhersteller sind dabei besonders scharf auf die Kartoffelstärke; besser gesagt auf das Amylopektin.

Kartoffeln sind wichtige Stärkelieferanten, sie enthalten mehr von diesem Biopolymer als zum Beispiel Roggen, Weizen oder Mais. Pflanzliche Stärke besteht aus zu etwa einem Viertel aus Amylose und zu etwa dreiviertel aus Amylopektin. Diese beiden Moleküle sind gar nicht so verschieden, unterscheiden sich aber trotzdem stark in ihren Eigenschaften.

Sowohl Amylose als auch Amylopektin bestehen aus vielen, miteinander verknüpften Zuckermolekülen. Aufgrund von verschiedenen Verknüpfungsarten ist die Amylose jedoch spiralig gewunden, das Amylopektin hingegen verzweigt wie ein Baum. Für die Herstellung von beispielsweise Klebstoffen ist das Amylopektin der wichtige Bestandteil. In industriellen Anlagen muss deshalb die Amylose aufwendig entfernt werden. Das kostet Zeit und Energie, außerdem werden Unmengen von Wasser verbraucht. Praktischer wäre es, wenn die Kartoffeln von vornherein amylosefrei wären.

Auf zwei unterschiedlichen Wegen ist es gelungen, Kartoffeln herzustellen, die fast ausschließlich Amylopektin produzieren. Bei der ersten Variante haben die Wissenschaftler die Herstellung der Amylose aus dem dafür zuständigen Gen verhindert [RNA-Interferenz]. In einem anderen Ansatz wurde in den Kartoffeln das Gen für Amylose durch eine Mutation zerstört [Mutationszüchtung]. Das Resultat ist identisch, beide Kartoffeln produzieren fast reines Amylopektin.

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