Passend zum Jahr der Bioökonomie wurde im Januar 2020 die neue Gesamtstrategie für die Bioökonomie vorgestellt. Die Akteure dabei sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Bereits im Jahr 2010 wurde von der Regierung die „Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ beschlossen und unter Federführung des BMBF umgesetzt. Es konnten 2.0000 Forschungsprojekte mit rund einer Milliarde Euro gefördert werden.
Von Seiten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurden 2013 in der „Nationalen Politikstrategie Bioökonomie“ strategische Ansätze und Maßnahmen definiert, um den Strukturwandel zu einer Bioökonomie zu beschleunigen, beispielsweise durch die Anpassung von Rahmenbedingungen.
Beide Bereiche, BMBF und BMEL, bündeln in der aktuell von der Bundesforschungsministerin Anja Karliczek gemeinsam mit der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner vorgestellten Gesamtstrategie ihre bisherigen Aktivitäten.
In diese neue Strategie sind die fachgerechte Bewertung der Forschungsstrategie, der Fortschrittsbericht zur Umsetzung der Nationalen Politikstrategie Bioökonomie, sowie die Empfehlungen des Bioökonomierates eingeflossen.
Im Mittelpunkt der künftigen Forschungsförderungen stehen die Erweiterungen biologischen Wissens und die Nutzung biologischer Verfahren und Systeme.
Politische Leitlinien und Ziele
Leitlinien:
- Wandel einer erdölbasierten Wirtschaftsform hin zu einer ressourcenschonenden und nachhaltigen Nutzung nachwachsender, erneuerbarer, emissionsarmer und anpassungsfähiger Rohstoffe unter Einbeziehung von Rest- und Abfallstoffen und unter besonderer Berücksichtigung des Kreislaufgedankens.
- Biologisches Wissen und fortschrittliche Technologien sind die Pfeiler eines zukunftsfähigen, nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaftssystems. Die Bioökonomie wird im internationalen Sprachgebrauch auch als „knowledge-based bio-economy“ bezeichnet, also als wissensbasierte Bioökonomie.
Ziele:
Bioökonomische Lösungen für die Nachhaltigkeitsagenda entwickeln
- Bioökonomie an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen ausrichten
- Ernährung für eine nachwachsende Weltbevölkerung sichern
- Durch klimaneutrale Produktion zum Erreichen des 1,5oC-Ziels beitragen
- Biodiversität schützen, erhalten und nutzen
Potenziale der Bioökonomie innerhalb ökologischer Grenzen erkennen und erschließen
- Produktionssysteme in ökosystemaren Zusammenhängen verstehen
- Zielkonflikt und Wechselwirkungen erforschen
- Ökonomie und Ökologie in ganzheitlichen Ansätzen integrieren
- Umfassendes Monitoring etablieren, Biomasseströme messen und bewerten, vergleichende Nachhaltigkeitsbilanzierungen vornehmen
Biologisches Wissen erweitern und anwenden
- Biologische Systeme verstehen und modellieren
- Neuartige Produktionsorganismen für Agrarsysteme und Industrie entwickeln
- Innovative Verfahrenskonzepte für biobasierte Produktionssysteme entwicklen und etablieren
- Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Nanotechnologie, Miniaturisierung, Robotik, Automatisierung als konvergierende Technologien für die Bioökonomie nutzen
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit stärken
- Infrastruktur für Forschung und Technologietransfer ausbauen
Ressourcenbasis der Wirtschaft nachhaltig ausrichten
- Biogene Rohstoffe nachhaltig erzeugen und bereitstellen
- Landwirtschaftlich nutzbare Böden schützen und Bodenfruchtbarkeit erhalten
- Biogene Rohstoffe und Nebenerzeugnisse nutzen
- Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduzieren
- Potenzial der Bioökonomie für die Entwicklung ländlicher Räume nutzen
- Neuartige Kreisläufe der Erzeugung, Verarbeitung und Verwertung biogener Ressourcen u.a. im urbanen Raum entwickeln
Deutschland zum führenden Innovationsstandort der Bioökonomie ausbauen
- Transfer stärken und wirtschaftliches Potenzial der Bioökonomie für Geschäftsmodelle, Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten in allen wirtschaftlichen Sektoren nutzen
- Markteinführung biobasierter Produkte, entsprechender Verfahren und Dienstleistungen beschleunigen
- Neuartige Wertschöpfungsketten etablieren
- Start-ups, kleine, mittlere und mittelständische Unternehmen fördern
- Cluster und Modellregionen fördern
Gesellschaft einbinden, nationale und internationale Kooperationen intensivieren
- Breit aufgestelltes Beratungsgremium einrichten
- Dialog mit allen interessierten Gruppen der Gesellschaft führen
- Gesellschaftswissenschaften in der Bioökonomie-Forschung stärken
- Europäische und internationale Zusammenarbeit ausbauen
Wer sich eingehender mit der Bioökonomiestrategie der Bundesregierung beschäftigen möchte, kann auch direkt in der Zusammenfassung des Strategiepapiers oder in der Kabinettversion nachlesen.