Kinderfragen

Kinder sind neugierig und stellen viele Fragen, jeden Tag. Die Beantwortung ist manchmal ganz schön kniffelig! Hier ein paar Pflanzenfragen von Kindern gestellt und von WissenschaftlerInnen des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPI-MP) beantwortet.

Die Initiative zu dieser Aktion kommt vom Verein proWissen. Der Verein hat bisher unter dem Titel „Nachgefragt“ mehrere Fragenhefte herausgegeben. Den WissenschfatlerInnen des Instituts hat es viel Freude gemacht die Fragen zu beantworten!

Hier findet ihr die Antworten zu den Fragen, die an uns im Laufe der letzten Jahre gestellt wurden:

  1. Was essen eigentlich Pflanzen (Jalda, 8 Jahre, 2013)
  2. Warum sind die Blätter bunt? (Tom, 5 Jahre, 2015)
  3. Warum und wie filtern Bäume die Luft? (Philipp, 9 Jahre, 2015)
  4. Aus was besteht Wolle? (Clara, 7 Jahre, 2016)
  5. Woraus besteht Popcorn? (Lorenz, 5 Jahre, 2016)
  6. Müssen Pflanzen schlafen? (Jonah, 4 Jahre, 2018)
  7. Warum wird ein Bund frisch gekaufte, glatte Petersilie so schnell gelb? (Luis, 7 Jahre, 2018)
  8. Haben Pflanzen eine Gedächtnis? (Karo, 10 Jahre, 2020)
  9. Können Pflanzen schwitzen? (Carl, 8 Jahre, 2020)

Was essen eigentlich Pflanzen?

Jalda, 8 Jahre, 2013

Pflanzen essen weder Schokolade noch Spinat oder andere Dinge, die wir gerne essen. Das liegt daran, dass sie alle Stoffe, die sie für ihr Leben benötigen, selber her-stellen. Sie brauchen dazu Sonnenlicht, ein bestimmtes Gas, das in der Luft enthalten ist und Kohlendioxid heißt, Wasser und darin gelöste Stoffe wie zum Beispiel Stickstoff, Phosphat oder Kalium. Fehlt eine dieser Zutaten, können die Pflanzen nicht wachsen und sterben. Die Pflanze nimmt Wasser und Nährstoffe mit den Wurzeln aus dem Boden auf und transportiert sie in die Blätter. In den Blättern fängt der grüne Blattfarbstoff Chlo-rophyll das Sonnenlicht ein und nutzt diese Sonnenenergie dazu, Kohlendioxid und Wasser in Zucker umzuwandeln. Diesen Prozess nennt man Fotosynthese. Aus dem Zucker kann die Pflanze eine ganze Reihe anderer Stoffe herstellen wie Stärke, Fette, Eiweiß oder aber auch Vitamine, die für uns Menschen so wichtig sind. Dazu benötigt sie die Nährstoffe, die mit dem Wasser in die Blätter gelangt sind. Wir ernten Früchte, Samen, Blätter, Blüten, Stängel oder Wurzeln von Pflanzen und erhalten so unser Essen. Die Pflanzen liefern uns aber nicht nur Nahrungsmittel – manchmal über den Umweg der Tiere – sondern sie geben bei der Fotosynthese auch Sauerstoff ab, den wir für unsere Atmung benötigen. Pflanzen sind für Mensch und Tier unentbehrlich.

Warum sind die Blätter bunt?

Tom, 5 Jahre, 2015

In jedem Herbst ist es zu beobachten: Aus dem satten Grün der Laubbäume wird ein buntes Farbenmeer aus Gelb-, Orange- und Rottönen. Woher kommen diese Farben? Tatsächlich tauchen sie gar nicht plötzlich auf, sie waren auch im Frühling und Sommer schon da: Die Blätter enthalten eine Mischung verschiedener Farbstoffe. Dazu gehören neben dem grünen Chlorophyll auch gelbe, rote und orange Farbstoffe, die man Xanthophylle und Carotine nennt. „Carotine? Das klingt wie Karotte.“ Tatsächlich stimmt dieser Vergleich, denn das Orange der Möhre wird von beta-Carotin hervorgerufen. Aber wenn Blätter diese Farbstoffe bereits enthalten, warum sind sie dann nicht immer bunt? Der Grund dafür ist das Chlorophyll, es überlagert alle anderen Farben. Im Herbst ändert sich das: Bevor die Bäume ihre Blätter abwerfen, retten sie die darin enthaltenen Nährstoffe. Dazu werden Blattbestandteile abgebaut und die Abbauprodukte in den Stamm geleitet. Das passiert auch mit dem grünen Chlorophyll. Sein Anteil in den Blättern nimmt nun immer stärker ab, wodurch die anderen Farbstoffe sichtbar werden. Ob ein Baum im Herbst rote, gelbe, orange oder braune Blätter bekomt, hängt von der jeweiligen Art ab.

Warum und wie filtern Bäume die Luft?

Philipp, 9 Jahre, 2015

Dass man Wälder und Parks als „Grüne Lunge“ bezeichnet, kommt nicht von ungefähr. Dank ihrer Blätter und Nadeln wirken Pflanzen als Luftverbesserer und filtern verschiedene Formen von Schmutz aus der Luft. Eine davon, den Staub, kennt ihr sicher. Die kleinen Staubpartikel setzen sich auf den Blättern ab und sammeln sich dort an. Mit dem nächsten Regen werden sie auf den Boden oder in die Kanalisation gespült. Wie gut das Entstauben der Luft funktioniert, hängt von der Art der Pflanze und der Gesamtoberfläche ihrer Blätter ab. Ein kleiner Buchenwald mit einer Fläche von etwa anderhalb Fußballfeldern (1 Hektar) kann z.B. ca. 70 Tonnen Staub pro Jahr aus der Luft herausfiltern. Das entspricht ungefähr dem Gewicht von 14 ausgwachsenen Elefanten. Zudem filtern Pflanzen das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Luft. Das brauchen sie für die Photosynthese, also die Herstellung von Zucker mit Hilfe des Sonnenlichts. Dieser Prozess wäre ohne den grünen Blattfabstoff (Chlorophyll) nicht möglich. Dabei entsteht als Nebenprodukt der für uns lebenswichtige Sauerstoff. Den geben die Pflanzen wieder an die Luft ab. Fazit: wer keine dicke Luft will, sollte Bäumen pflanzen.

Aus was besteht Wolle?

Clara, 7 Jahre, 2016

Wolle ist ein Rohstoff, aus dem wir vor allem Textilien herstellen. Grundsätzlich unterscheidet man nach der Herkunft der Wolle zwei verschiedene Sorten: tierische und pflanzliche Naturfasern. Die tierischen Fasern stammen von den weichen Haaren des Fells von Schafen oder anderen Tieren, wie z. B. Kamelen oder Kaninchen. Die pflanzlichen Fasern stammen von der Baumwolle. Die Samen dieser Pflanzen sind lang behaart. Diese „Haare“ werden zur Wollproduktion genutzt. Dazu werden sie, genau wie die Schafhaare, zu dünnen Fäden gesponnen. Die beiden Wollarten unterscheiden sich in ihren Eigenschaften. Die Baumwolle ist sehr hautfreundlich und kann viel Wasser aufnehmen. Die Wolle aus Schaffell ist dagegen dicker, verfilzt aber auch leichter, weshalb man beim Waschen vorsichtiger sein muss. Dafür hält sie die Form besser, da sie elastischer ist. Baumwolle und Wolle gehören zu den sogenannten Nachwachsenden Rohstoffen.

Woraus besteht Popcorn?

Lorenz, 5 Jahre, 2016

Popcorn wird aus dem Samen einer bestimmten Maissorte hergestellt – dem Puffmais. Samen enthalten neben dem kleinen Pflänzchen,
das zu einer neuen Maispflanze heranwächst, sehr viele Nährstoffe. Auf diese Nährstoffe ist das heranwachsende Pflänzchen angewiesen, bis es sich selbst versorgen kann. Manche Samen, wie die der Sonnenblume, enthalten viel Fett. Maissamen enthalten vor allem Stärke und Wasser. Die Maiskörner des Puffmais‘ haben eine sehr dünne Schale, sind aber trotzdem sehr hart. Eine Kombination, die es möglich macht, sie zum „Aufpoppen“ zu bringen. Erhitzen wir so ein Maiskorn im Topf auf dem Herd oder in einer Popcornmaschine, beginnt das Wasser zu kochen und verdampft. Der Dampf braucht mehr Platz als das Wasser. Es entsteht ein enormer Druck im Korn. Die dünne Schale hält diesem Druck nicht stand und das Korn platzt mit einem lauten Knall auf. Die im Maiskorn enthaltene Stärke ist durch den Druck und die Hitze aufgeweicht und tritt nun in schaumiger Form aus. Das passiert ganz schnell und sobald diese Struktur außerhalb des Korns ist, erstarrt sie. Dies ist das typische Popcorn das wir kennen. Mit etwas Zucker oder Salz verfeinert schmeckt es natürlich besonders gut!

Müssen Pflanzen schlafen?

Jonah, 4 Jahre, 2018

Nein, Pflanzen schlafen nicht wirklich. Aber auch sie haben einen sogenannten Tag – Nacht – Rhythmus, genau wie wir Menschen. Manche Pflanzen falten nachts ihre Blätter zusammen oder schließen ihre Blüten. Das sieht dann so aus als ob sie schlafen. Da Pflanzen aber kein Gehirn haben, brauchen sie keine Erholungspause wie wir Menschen. Tagsüber, wenn die Sonne scheint – also das Licht an ist – nutzen die Pflanzen die Energie der Sonnenstrahlen, um zum Beispiel zu wachsen. Das ist etwas ganz Besonderes, das nur Pflanzen können. Zum Teil speichern sie die Energie der Sonnenstrahlen aber auch und bewahren sie für die Nacht auf. Was machen Pflanzen also nachts? Da sie in der Nacht kaum Licht zur Verfügung haben, nutzen sie ihre gespeicherte Energie, um auch nachts weiterwachsen
zu können.

Warum wird ein Bund frisch gekaufte, glatte Petersilie so schnell gelb?

Luis, 7 Jahre, 2018

Schneidet man Pflanzen von ihren Wurzeln ab, erhalten sie kein Wasser und keine Nährstoffe mehr. Sie verhungern und verdursten. Um sich zu schützen, lässt die Pflanze ihre Blätter absterben. Dabei wird auch der Farbstoff abgebaut, der die Blätter grün färbt. Das macht sie, um weniger Pflanzenteile versorgen zu müssen, um so einen Teil von sich zu retten. Etwas, das wir Menschen nicht können! Um diesen Prozess zu verlangsamen, könnte man die Stängel der Petersilie, genau wie einen Blumenstrauß, in eine Vase mit Wasser stellen. Denn selbst über die kleine Schnittfläche am Stängel können die Pflanzen noch Wasser aufnehmen. Achtung! An der Schnittstelle kann es leicht zu Verstopfungen kommen, zum Beispiel durch Bakterien. Nach dem Kauf und circa alle drei Tage danach sollte man deshalb wieder ein Stück vom Stängel abschneiden und das Wasser wechseln.

Haben Pflanzen ein Gedächtnis?

Karo, 10 Jahre, 2020

Pflanzen haben weder ein Gehirn noch ein Nervensystem. Trotzdem scheinen sie sich daran erinnern zu können, dass sie in der Vergangenheit schon einmal einem bestimmten Umweltstress ausgesetzt waren oder von einem bestimmten Feind angegriffen wurden. Ausgelöst beispielsweise durch das Knabbern einer Insektenart, von der die Pflanze schon einmal befallen wurde, fährt die Pflanze ihr Abwehrsystem sehr viel schneller nach oben und die Reaktion auf den Schädling ist oftmals auch sehr viel heftiger als beim ersten Kontakt. Das trifft sogar für die Kinder und Enkel von Pflanzen zu, die selber noch nie von diesem Schädling angegriffen wurden, sondern nur die Eltern und Großeltern.
Das bedeutet, Pflanzen sind sehr wohl in der Lage, Erfahrungen und Erlebnisse zu bestimmten Umweltereignissen zu speichern. Nach heutigem Kenntnisstand werden diese Erinnerungen in Form von kleinsten Änderungen im Erbgut, minimalen Veränderungen im Stoffwechsel oder Änderungen der Inhaltsstoffzusammensetzung gespeichert. Wie genau die Pflanzen dies machen, daran forschen die Wissenschaftler noch.

Können Pflanzen schwitzen?

Carl, 8 Jahre, 2020

Ja, aber sie regeln es anders als wir. Wenn es warm ist, schwitzen wir. Über unsere Haut geben wir Flüssigkeit ab, die verdunstet und uns kühlt. Dies geschieht zu unserem Schutz, damit auch an heißen Tagen unsere Körpertemperatur nicht steigt. Eine zu hohe Körpertemperatur ist für uns schädlich, weshalb hohes Fieber gefährlich ist. Auch Pflanzen können schwitzen. Sie haben kleine Öffnungen auf ihren Blättern über die sie Wasser, das sie über die Wurzeln aus dem Boden aufnehmen, abgeben können. Das kühlt die Blätter. Da Pflanzen nicht zum Wasserhahn laufen können, um zu trinken, sind sie darauf angewiesen, dass ihre Blätter ausreichend mit Wasser versorgt werden. Es kann aber passieren, dass nicht genug Wasser in die Blätter transportiert wird, wenn es heiß ist und viel Wasser ausgeschwitzt wird oder im Boden zu wenig Wasser ist, da es nicht geregnet hat. Dann schließen die Pflanzen ihre Blattöffnungen, um Wasser zu sparen, stellen also das Schwitzen ein, damit sie nicht welken. Im Unterschied zu uns ist für sie der Wassergehalt wichtiger als die Einhaltung einer bestimmten Körpertemperatur.

Hier die pdfs der Fragenhefte der vergangenen Jahre!

Fragenheft 2013
Fragenheft 2015
Fragenheft 2016
Fragenheft 2018