Warum werden höhere Erträge notwendig?

Welt im Wandel

Durch Kriege, Seuchen und Missernten waren die Bauern nach dem Zerfall des Römischen Reiches in Abhängigkeit geraten. Sie konnten kein Land erwerben, hatten einen Grundherrn, dem gegenüber sie Verpflichtungen hatten und dem u.a. die Gerichtsbarkeit, das Aufenthaltsbestimmungsrecht und die Erlaubnis zur Eheschließung zufiel.
Teile ihrer Ernte mussten sie an den Grundherrn, die Kirche und den Steuereintreiber abführen. Die Erträge reichten kaum aus, die eigene Familie zu ernähren. Im 16. Jahrhundert waren neun Zehntel der deutschen Bevölkerung abhängige Bauern.

Trotz erster Reformvorstöße Mitte des 18. Jahrhunderts kam es zur Bauernbefreiung in Deutschland erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Da die Gutsherren aber entschädigt werden mussten, verschuldeten sich die Bauern. Viele Bauern verloren einen Teil oder ihre gesamte Fläche. Die landlosen Bauern drängten in die Städte, wo sie in Fabriken Arbeit fanden. Während in der vorindustriellen Zeit die Sterberate annähernd der Geburtenrate entsprach, nahm nun die Geburtenrate zu, während gleichzeitig die Lebenserwartung der Menschen aufgrund verbesserter Hygienemaßnahmen stieg. Zwischen 1800 und 1910 wuchs die Bevölkerung stark an. Auf dem Gebiet des späteren Deutschen Reiches verdreifachte sich die Bevölkerung nahezu (Anstieg von 23 auf 65 Mio.). Einer wissenschafts basierten Landwirtschaft mit gesteigerten Erträgen kam somit eine enorme Bedeutung zu.

Grafik: Wandel in Deutschland im 19. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert war geprägt durch Landflucht und Bevölkerungswachstum. Ohne erhebliche Ertragssteigerungen durch landwirtschaftliche Neuerungen hätte ein solcher gesellschaftlicher Umbruch unweigerlich zu großen Hungersnöten geführt.