Von Butterbergen, Milchseen und anderen Folgen
Ein derartig starker Struktur- und Bewirtschaftungswandel blieb nicht ohne Folgen für die Umwelt. Aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge oder fehlender Erfahrung beim Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln war die Devise „Viel hilft viel“ weit verbreitet. In der Folge kam es nicht nur zu Überproduktionen (Milchseen, Butterberge, Vernichtung von Obst zur Stabilisierung der Preise), sondern Nitrat und/oder Pflanzenschutzmittel (meist Atrazin) tauchten im Trinkwasser auf und DDT, das sich in der Nahrungskette anreicherte, wurde im Fettgewebe von Tieren und Menschen gefunden. Die vergrößerten Viehbestände wiederum führten zu einem Gülleproblem. Die neue Errungenschaft der Herbizide hatte in den 70er und zu Beginn der 80er Jahre zur Folge, dass auch die Feldraine besprüht wurden, um ein Aussamen der Wildkräuter auf den Ackerflächen zu verhindern. Obst- oder Rebanlagen wurden von jeglicher Begrünung freigehalten, um Pilzinfektionen zu vermeiden, und gepflügte Brachflächen waren im Winter die Regel. Der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser wurde von 100 mg/l auf 50 mg/l gesenkt, was so manchem Wasserversorger Probleme bereitete, und Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel und die Summe ihrer Abbauprodukte im Trinkwasser wurden eingeführt. Mitte der 80er Jahre traten in England die ersten Fälle von BSE auf. Die Landwirtschaft und ihre Methoden kamen in Verruf. Die Verbraucher waren verunsichert.
Als Folge dieser Entwicklungen wurde ein Wandel in der Agrarpolitik eingeleitet. Programme zur Extensivierung der landwirtschaftlichen Produktion und zum Schutz von Natur- und Kulturlandschaft wurden aufgelegt. Im Rahmen dieser Extensivierungsprogramme erhielten Landwirte Geld für Flächenstilllegung oder für die Umstellung auf biologischen Landbau, da die geringeren Erträge dieser Bewirtschaftungsform unter anderem auch zu einer Marktentlastung beitrugen.